Stadtführung mit dem Kneipp-Verein und der Rheumaliga Edenkoben

Am Mittwoch, dem 31.Mai 2006 lud der Kneipp-Verein und die Rheumaliga Edenkoben zu einer historischen Stadtführung ein. 15 Mitglieder und Interessierte trafen sich um 14 Uhr am Ludwigsplatz in Edenkoben. Gästeführerin Eva-Maria Bauer führte uns am Ludwigsdenkmal sogleich in das interessante und spannende Leben des Bayernkönigs Ludwig I ein. Da sein Vater Max , der aus einer pfälzischen Linie der Wittelsbacher stammte nach dem Aussterben der bayrischen Linie gemäß der Erbverträge 1799 auf den bayrischen Thron kam, hat Ludwig seine frühen Jugendjahre in der Pfalz verbracht, worauf auch eine Inschrift am Denkmal hinweist. Schon als junger König beschloss er eine Sommerresidenz in der Pfalz zu erbauen. Bei einer Pfalzreise 1843 entschied er sich spontan für Edenkoben, denn der Platz, wo heute die Villa Ludwigshöhe steht, gefiel ihm und seiner Familie besonders gut. Als 1852 die Villa Ludwigshöhe fertiggestellt war, besuchte er nach seiner Abdankung 1848 als Privatmann alle zwei Jahre Edenkoben. Sein mehrwöchiger Aufenthalt auf der Villa bewirkte, dass damals viele Menschen hierher kamen. Neben König Ludwig haben auch andere Landesherren dem schon über 1200 Jahre alten Ort Edenkoben ihre Prägung gegeben: Von den Äbten des Klosters Lorsch über die Fürstbischöfe von Speyer, unter deren Herrschaft das Kloster Heilsbruck errichtet wurde, bis zu den Kurfürsten von der Pfalz, welche die Reformation einführten. 1740 wurde an der Stelle der spätgotischen Laurentiuskirche, deren Turm noch heute steht, eine reformierte Kirche errichtet, die heutige protestantische Stadtpfarrkirche. Nach fast 20 jähriger Franzosenherrschaft kam Edenkoben nach dem Sturz Napoleons mit der linksrheinischen Pfalz zu Bayern, d.h. zurück zu den pfälzischen Wittelsbachern, die ja seit 1799 Bayern regierten. Das Stadthaus mit der Jahreszahl 1818 über dem Eingang weist darauf hin, dass Edenkoben in diesem Jahr das städtische Wahlrecht bekam und Kantonshauptstadt wurde. Vorbei an einem Torbogen mit besonderem Schlussstein eines Steinmetzen und Bildhauers gelangte die Gruppe durch das Rentamtpädel in die Weinlage Kirchberg, wo es viele Informationen zur Frühgeschichte Edenkobens und seiner Siedlungsstruktur gab. Das Rentamt (Finanzamt) und das Königlich-Bayrische Amtsgericht beherbergen heute die Landesfinanzschule und die Fachhochschule für Finanzen von Rheinland-Pfalz und Saarland. Die Luitpoldstraße weiter aufwärts gehend erreichten wir die katholische St. Ludwigskirche. Diese Kirche wurde 1890, also fast 20 Jahre nach Ludwigs Tod, als neugotische Hallenkirche errichtet. Im Kirchenraum begeisterten neben dem großartigen Raumeindruck besonders die Bildhauerarbeiten, die zusammen mit den geschnitzten Altären und dem Kreuzweg von bemerkenswerter Handwerkskunst zeugen. Eine weitere Besonderheit der Kirche ist die Königsloge an Stelle der Orgelempore. Für diese wurde die Orgel im Querhaus der Kirche in Altarnähe errichtet. Anlass für den Bau dieser prächtigen Kirche war der Besuch des Prinzregenten Luitpold im Jahre 1888. Bei einem erneuten Besuch 1894 in Edenkoben wollte er beim Gottesdienst in der neuen Ludwigskirche lieber vorn im Chor mitten unter den Edenkobenern knien, als in der weit entfernten Königsloge. Im weiteren Verlauf der Führung überraschte Frau Bauer mit dem Besuch der "Kapelle" im nahegelegenen Gemeindehaus, der ehemaligen katholischen St. Nepomukkirche von 1740. Als König Ludwig ab 1852 nach Edenkoben kam, fuhr er jeden Sonntag zum Gottesdienst in diese kleine Kirche. Die Gemeinde war sehr arm, und so war es natürlich ein Glücksfall, dass der König hierher kam. Er und seine Familie halfen der Gemeinde durch großzügige Spenden aus ihren Schulden. Aus Dankbarkeit wurde die spätere Ludwigskirche nach seinem Namenspatron, dem "Heiligen Ludwig" benannt. Die Nepomukkirche wurde 1890, als die Ludwigskirche fertiggestellt war, zum Schwesternhaus mit Kindergarten und Nähschule umgebaut, wobei der Chor der Kirche mit kleinem Barockaltar als Kapelle erhalten blieb. Vor diesem Altar kniete also König Ludwig mit seiner Familie. Auch heute noch wird werktags in der Kapelle der Gottesdienst gefeiert. Nach wenigen Schritten erreichte die Gruppe den Lederstrumpfbrunnen der Bildhauer Gernot und Barbara Rumpf, die in der Pfalz sehr bekannt sind, denn es gibt hier viele Rumpf-Brunnen: Z.B. in Neustadt den Elwedritschebrunnen, in Kaiserslautern den Barbarossabrunnen und in Bornheim den Saubrunnen. Der Schriftsteller J.F. Cooper hatte mehrere Vorbilder für seine Lederstrumpfgeschichten, und ein Vorbild war der aus Edenkoben stammende Johann Adam Hartmann, der 1764 nach Amerika ausgewandert war und im Gebiet der Großen Seen viele Abenteuer als Trapper, als Fallensteller erlebte. Am Brunnen ist der Lederstrumpf dargestellt zusammen mit seinem indianischen Freund Chingachgook und dem bekannten impressionistischen Maler Max Slevogt, der die Lederstrumpfgeschichten mit vielen Lithographien illustriert hat. Von ihm kann man viele Bilder in der Villa Ludwigshöhe bewundern. Nach so viel geballter Historie tat es gut eine ausgiebige Pause zu machen und im "Engert" Kaffee und Kuchen bei fröhlichen Gesprächen zu genießen. Nach der Pause ging es weiter in Richtung Unterstadt. Nicht nur der große Feigenbaum an der Berggasse, sondern auch der prächtige Innenhof der Familie Weißmann, überrankt von einer mehr als 100 jährigen Rebe, weckte Begeisterung. Bald ging es das längste Pädel Edenkobens, das Mühlbergpädel, hinunter. Dort am Triefenbach hat man einen wunderbaren Blick auf die beiden Kirchen und die einmalige Weinlage Mühlberg. Wenige Schritte weiter an der ehemaligen Judenschule zeigt uns der Besitzer des Hauses die Stelle, wo die Synagoge einst stand. Es existiert auch noch eine Mikwe im Keller des Hauses, ein jüdisches Ritualbad, das aber z. Zt. nicht zugänglich ist. Durch das ehemalige Judengässchen ging es zur Bahnhofstraße, die noch viele alte Höfe mit schönen und interessanten Torbögen vorzuweisen hat. Das ehemalige Hotel "Zum Goldenen Schaf" am Schafplatz regte die Gruppe wegen seines heutigen Aussehens zu einer längeren Diskussion an. Dieses Gebäude war einmal zur Zeit König Ludwigs das berühmteste Hotel in der Pfalz. Besonders gelobt wurde in allen damaligen Reiseführern sein exotischer Garten, der heute nicht mehr existiert. Im Schafsaal gab es feierliche Empfänge für die königliche Familie, und zu Ludwigs 70. Geburtstag veranstaltete die Stadt Edenkoben dort einen großen Ball, auf dem Ludwig mit den schönen Edenkobenerinnen tanzte, was er auch in seinem Tagebuch vermerkte. Der nächste Halt war an der Oberen Apotheke, der ehemaligen königlichen Hofapotheke, deren Ausstattung und Mobiliar, dank des heutigen Besitzers, aus der Zeit Ludwigs noch wunderbar erhalten ist, hergestellt von der berühmten Edenkobener Möbelfabrik Niederhöfer, die auch die Villa Ludwigshöhe ausstattete. Im Wäschbachpädel erinnerten sich noch einige aus der Gruppe an den alten Wäschbach, einen Abzweig des Triefenbachs, an dem die Edenkobener früher ihre Wäsche gewaschen haben, und der auch die Stadtmühle einst angetrieben hat. In der Metzgergasse unter dem alten Torbogen mit dem Metzgerbeil, endete der lange Rundgang durch eine Stadt mit einer außergewöhnlich vielseitigen und interessanten Geschichte.
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